Blankenese
Ich glaube, ein Eisenbahndiorama könnte nicht schöner sein. Wie sie wild durcheinander an den Hang geklebt sind, die Häuser in Blankeneses Treppenviertel. Mag das Viertel auch als recht elitär gelten, man wird kaum Prachtvillen finden, sondern schon einen bunten Mix aus vornehmen Häusern bis hin zu einfachen alten Fischerhäuschen im Stil quer über alle Epochen. Und dazwischen immer wieder ein paar Bäume wie zufällig platziert. Und auf manchem Balkon erspäht man wie zufällig die eine oder andere Person, wie sie sich - die Sonne im Gesicht genießend - einen Blick aufs Wasser gönnt. Und wie es sich für eine anständige Modelleisenbahn gehört, oben auf dem Berg natürlich eine Burg. Breite Straßen sucht man vergebens. Sie spielen in einem Diorama eben keine große Rolle. Da geht es selten um Autos. Unzählige enge Gässchen verbinden die Häuser kreuz und quer wie ein Strickmusterbogen. Ich bin aber nicht auf irgendeiner Modelleisenbahnanlage, ich bin im echten Blankeneser Treppenviertel.
Um ehrlich zu sein: Ich liebe Blankenese. Ich liebe es, im Sommer in einem dieser kleinen Strandcafes bei einem Pott Milchkaffee, Tee oder Glas Weißwein den Booten und Schiffen zuzusehen und die Seele baumeln zu lassen. Einfach nur dasitzen und nachdenken. Oder einfach am Strandweg entlang zu flanieren und die Leute bei ihren unzähligen mehr oder weniger elitären Aktivitäten zu beobachten. Viele meiner Ideen werden genau hier geboren, weil dieser Ort einfach die Inspiration beflügelt.
Überhaupt ist Blankenese das wundervollste, was sich Architektengehirne ausdenken konnten. So fantasievoll und wie zufällig arrangiert. Wie ein natürlich - oder besser gesagt - im Laufe der Zeit wild gewachsener Mikrokosmos am Rande der Großstadt. Kein auf dem Reißbrett großflächig geplantes Glas-Beton-Viereck-Kasten-Einheitsbau-Stadtviertel wie so mancherorts woanders, was man uns ununterbrochen als modern und trendy verkaufen will.
Blankenese hat einfach Charme und Charisma. Und dafür liebe ich es.